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VFR Aalen - Werder Bremen II



Ein Ausflug nach Aalen

Die Spielansetzung der 3. Liga war meiner Reiseplanung wohlgesinnt, sodass der VFR Aalen Samstagnachmittag in der Ostalb Arena auf die Zweitvertretung von Werder Bremen treffen sollte. Ähnlich wie gestern, trennten mich knappe 60 Minuten Zugfahrt von der 70 000 Einwohner Stadt.

Nach meiner Ankunft zur Mittagszeit erkundete ich zunächst das Stadtzentrum, um danach den Weg in Richtung Stadion antreten zu können. Die Route führte vorbei an diversen Wohngebieten und Hauptverkehrsstraßen, durch die vorzügliche Beschilderung stellte auch der fünfzigminütige kein wirkliches Hindernis dar.

Einige Meter vor dem Stadion befinden sich mehrere Trainingsplätze, die heute Vormittag von den Jugendteams des VFR Aalen genutzt werden, um ihre jeweiligen Heimspiele auszutragen. Auf den letzten Metern musste ein kleines Waldstück bewältigt werden, ehe das Stadion endgültig in voller Pracht sichtbar wurde.

Eine unfreiwillige Umrundung des Stadiongeländes komplettierte die zähe Anreise und endete schließlich wieder an den Tageskassen der Gegengerade. Zunächst plante ich mit einer Stehplatzkarte gegenüber der Aalener Fankurve, durch mehrere Missverständnisse verblieb allerdings lediglich die Möglichkeit eines Sitzplatzes auf der Gegengerade. Siebzehn Euronen waren für den ermäßigten Eintritt zu berappen, für Liga 3 wohlgemerkt. Die Sicherheitskontrolle verlief mehr als nur oberflächlich und wenige Sekunden danach hatte ich das Stadiongelände bereits betreten.

Aus meiner Sicht handelt es sich hierbei um einen besorgniserregenden Trend, diese Preispolitik ist selbst für die dritthöchste Leistungsstufe nicht vertretbar. Zeitgleich blieben Teile einer Hintertortribüne sowie der Gästesektor geschlossen.

Die Ausgangslage

Sowohl der VFR als auch Werder II rangierten vor dem Spiel punktegleich im unteren Tabellendrittel und beide Teams gerieten zuletzt in eine alarmierende Abwärtsspirale. Speziell die Heimischen konnten seit Anfang August 2017 nicht mehr gewinnen.

Während Aalen in der Vorwoche mit zahlreichen Verletzungssorgen zu kämpfen hatte und in den letzten Tagen weitestgehend damit beschäftigt war, den Genesungszustand einiger Spieler so schnell wie möglich zu optimieren, konnten die Bremer auf Unterstützung aus dem Profikader zurückgreifen. So wurde beispielsweise Ousmane Manneh von Trainer Kohfeldt in den Matchkader berufen.

Ein Sieg wäre für beide Teams richtungsweisend und enorm wichtig, um nicht schon jetzt in den Abstiegskampf zu geraten.

Die Ostalb Arena

Die Ostalb Arena befindet sich auf einem kleineren Hügel gelegen und bietet exakt 14 500 Besuchern Platz, darüber hinaus ist in etwa die Hälfte aller Plätze überdacht. Knapp 10 000 Stehplätze sind auf alle vier Tribünen aufgeteilt, wobei vor allem die beiden Hintertortribünen lediglich über diese Kategorien verfügen. Dennoch ist es auch auf den Längstribünen möglich zu stehen, in manchen Fällen sogar direkt am Spielfeldrand. Der Gästesektor ist eigens in einen Sitz- und Stehbereich unterteilt und fällt besonders großzügig aus.

Der VFR Aalen konnte anscheinend alle erdenklichen Sponsoringpakete veräußern, sodass selbst während dem Spiel merkwürdige Werbedurchsagen aus den Lautsprechern ertönen. Diese finanziellen Mittel könnten zugleich in eine neue Anzeigetafel investiert werden. Obwohl die Funktionalität der jetzigen noch mehr oder weniger überzeugt, wirkt sie eher wie ein Relikt aus einer lange zurückliegenden Zeit.

Weitere Abzugspunkte sind auf die schicken aber bei Kälte unangenehmen Eisensitze zurückzuführen. Insgesamt überzeugt die Ostalb Arena jedoch durch ihre hohe Funktionalität und Individualität inklusive detaillierter Umsetzung aller erdenklichen Verschönerungsaspekte.

Gastronomie

Gastronomisch bieten der Aalener Fußballverein ein kleines aber feines Essensangebot sowie ligaübliche Flüssigkeiten. Für sieben Euro testete ich eine teilweise verbrannte Currywurst in Fertigsauce, die nicht überzeugen konnte und im Anschluss ein geschmacklich ansprechendes Bier.

Zur Wartezeitverkürzung ist jeder Kunde zuvor darauf angewiesen, Jetons an verschiedenen Ständen zu erwerben, um dieses später in Essen bzw. Getränke umzutauschen. Mit Currywurst, Stadion und Bier bewaffnet, führte mein Weg weiter in Richtung Block I, Reihe 10, Sitz 32.

Die Fanszenen

Die organisierte Fanszene des VFR ist in dem Mittelblock der Ostkurve beheimatet und besteht aus ca. 50 Supportwilligen. Diverse Zaunfahnen kreierten ein ansprechendes Erscheinungsbild, darüber hinaus griff der Vorsänger auf ein Megaphon zurück. Einige Trommeln untermalten die standardisierten Fangesänge währen der gesamten Spielzeit. Zu Spielbeginn wurde ein Spruchband mit der Aufschrift Gegen Stadionverbote präsentiert, kurz darauf folgte ein weiteres, das die Entlassung eines Vereinsangestellten forderte. Mit Fortdauer der Begegnung wurde auch ein Wechselgesang angestimmt, welcher überraschend laut vorgetragen wurde. Die Lautstärke blieb – in Anbetracht der geringen Anzahl an Mitwirkenden - bis zum Abpfiff auf einem konstant hohen Niveau

Auch die Bremer Amateure wurden an diesem Tag von dem ein oder anderen reiselustigen Supporter unterstützt, so waren gegen Spielende sogar einige Anfeuerungsrufe zu vernehmen.

Zum Spiel

Anfänglich kristallisierte sich ein ereignisloses Spiel heraus, sodass es dem Bremer Niklas Schmidt vorbehalten war, nach 23 Minuten per Freistoß erstmals gefährlich in Erscheinung zu treten. Wenige Augenblicke später stand Schmidt nach einem schönen Solo alleine vor Torwart Bernhardt, der Juniorennationalspieler drosch den Ball allerdings über das Stadiondach.

Die Heimmannschaft kam dem Führungstreffe erst in Minute 32 näher, als Marcel Bär aus sechzehn Metern jedoch klar verfehlte. Kurz darauf zog Vasiliadis aus der Distanz ab, sein Schuss ging haarscharf am Tor vorbei. Die letzte Gelegenheit vor der Pause nutzte Sascha Traut mit einem Drop-Kick von der Strafraumgrenze, um die VFR-Fans durch seinen Führungstreffer in Ekstase zu versetzen. Der Pausenstand war somit zumindest aus Sicht der Heimmannschaft zufriedenstellend.

Nach dem Seitenwechsel vergab zunächst Wegkamp aus aussichtsreicher Position kläglich, ehe Aalen-Torwart Bernhardt einen Schmidt-Freistoß gerade noch entschärfen kann. Eine knappe Viertelstunde darauf hätte Eggersglüß den Ausgleich erzielen müssen, nach einer Hereingabe von der linken Seite war der Außenverteidiger derart überrascht, dass er den Ball nicht mehr im leeren Tor unterbringen konnte.
In weiterer Folge setzte die Heimelf immer wieder kleinere Nadelstiche, die Gästekeeper Oelschlägl schlussendlich mühevoll aber bravourös bändigen konnte. So vergaben die Aalener vor allem in den Schlussminuten einige Hochkaräter und feierten aufgrund der effizienteren Chancenauswertung ihren ersten Sieg seit August dieses Jahres.

Fazit

Das Stadion ist durch die angenehme Lage in mitten eines Waldgebietes absolut empfehlenswert und überzeugt in weiterer Folge durch hohe Individualität. Lediglich die doch hoch angesetzten Eintrittspreise stehen in keiner Relation zu der tatsächlich gebotene Leistung der Akteure, die durchschnittlich wohl in den Regionen der zweithöchsten österreichischen Spielklasse anzusiedeln wäre, wenngleich der ein oder andere Spieler definitiv noch in höheren Ligen zu bewundern sein wird. Auch stimmungstechnisch konnte die Ostalb Arena zu einem gelungenen Stadionerlebnis beitragen.

Morgen bietet sich für mich mit der Partie KSC – Magdeburg die Möglichkeit eines indirekten Stärkevergleichs, kurz nach Spielende geht es für meine Wenigkeit allerdings wieder Richtung Stuttgart, um erstmals Bundesligaluft zu schnuppern. Berichte dazu folgen wie gewohnt zeitnah.



























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